Digitale Wegeführung per App im Gebäudebetrieb
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Digitale Wegeführung per App im Gebäudebetrieb
Digitale Wegeführung mittels Smartphone-App bezeichnet die Indoor-Navigation in Gebäuden und auf Liegenschaften, die Nutzern den Weg zum Zielpunkt in Echtzeit anzeigt. Im Kontext des Facility Managements (FM) gewinnt diese Technologie zunehmend an Bedeutung: Sie verbessert die Orientierung in komplexen Gebäuden, steigert den Komfort für Besucher und Mitarbeiter und unterstützt Betriebsabläufe durch effiziente Weglenkung. Anders als klassische statische Beschilderung erlaubt eine App-basierte Lösung eine dynamische, personalisierte Navigation – vergleichbar mit GPS-Navigation im Freien, aber zugeschnitten auf Innenräume ohne GPS-Empfang. Die Verbreitung von Smartphones und modernen Sensoren (WLAN, Bluetooth, etc.) hat dazu geführt, dass Indoor-Navigationsdienste in den letzten Jahren marktreif wurden. Wenn alle Aspekte – von Barrierefreiheit über Technik bis Change Management – berücksichtigt werden, kann sie einen erheblichen Mehrwert schaffen. Die digitale Wegeleitung per App ist nicht nur ein „nice-to-have“, sondern entwickelt sich zum Bestandteil einer zukunftsfähigen Gebäudeinfrastruktur.
Für Facility Manager ergeben sich durch digitale Wegeleitsysteme neue lösungsorientierte Ansätze: Besucher finden schneller ans Ziel, Mitarbeiterwege werden optimiert und Betriebsprozesse (z. B. Wartung, Sicherheit) können navigationsgestützt verbessert werden.
- Anwendungsbereiche
- Kernfunktionen
- Regulatorische
- Empirische
- Technologische
- Datenintegration\
- Implementierungsstrategien
Anwendungsbereiche und relevante Gebäudetypen
Digitale Wegeleitung per App findet in vielen Gebäudetypen Anwendung, insbesondere überall dort, wo große oder komplexe räumliche Strukturen eine Herausforderung für die Orientierung darstellen.
Im Facility Management sind folgende Gebäudetypen besonders relevant:
Büro- und Verwaltungsgebäude: In weitläufigen Bürokomplexen oder Unternehmenscampus erleichtert eine Navigations-App Mitarbeitern und Besuchern das Auffinden von Besprechungsräumen, Abteilungen oder Ansprechpersonen. Gerade in modernen Smart Offices mit Flexible-Seating-Konzepten kann die App z. B. den gebuchten Schreibtisch oder die nächste freie Besprechungszone anzeigen. Empfangsbereiche profitieren von digitaler Besucherführung – vorab registrierte Gäste erhalten etwa einen Link mit der Wegbeschreibung zu ihrem Meeting. Dies verkürzt Wartezeiten am Empfang und verbessert den professionellen Eindruck beim Besucher.
Krankenhäuser und Kliniken: Gesundheitsbauten zählen zu den komplexesten Umgebungen – weitläufige Gebäude mit mehreren Ebenen, verschiedenen Fachabteilungen und hoher Besucherfrequenz. Patienten und Besucher haben oft Stress oder zeitkritische Termine; ein digitales Wegeleitsystem kann hier die Aufenthaltsqualität und Effizienz stark steigern. Studien zeigen, dass interaktive Krankenhauskarten die Orientierung erheblich erleichtern und damit Stress und Verspätungen reduzieren. So finden Patienten schneller zu Ambulanzen oder Untersuchungsräumen, Besucher zu Angehörigen, und selbst Mitarbeiter können effizienter zwischen Stationen, Labors oder OPs navigieren. Zudem lassen sich medizinische Geräte oder Betten mittels Indoor-Tracking lokalisieren, was im FM-Kontext Arbeitsabläufe (z. B. Materiallogistik, Bettenmanagement) optimiert.
Industrieanlagen und Fabriken: In ausgedehnten Werksgeländen oder Produktionsstätten unterstützt Indoor-Navigation vor allem Mitarbeiter und Dienstleister bei der Orientierung in technischen Anlagen, Lagerhallen oder zwischen Gebäuden. Hier steht weniger der Publikumsverkehr im Vordergrund, sondern betriebliche Aspekte wie Arbeitssicherheit und Effizienz. So können z. B. Wartungstechniker per App zum nächsten Einsatzort oder zu einem bestimmten Maschinenstandort geführt werden. In sicherheitskritischen Bereichen hilft die Ortung dabei, Bewegungen nachzuverfolgen und bei Gefahr schnell zu reagieren – etwa durch Ortung von Personal in Gefahrenzonen und automatisches Auslösen von Alarmen. Die Navigationstechnologie kann Hitze- oder Gefahrenbereiche auf Karten hervorheben und geofence-basiert warnen, wenn unbefugte oder ungeschützte Personen einen bestimmten Bereich betreten. Auch Logistikprozesse profitieren: In Lagerhallen lassen sich Routen für Kommissionierer optimieren, was Wegezeiten reduziert. Ein Praxisbeispiel berichtet, dass durch intelligentes Routing die tägliche Laufdistanz von Lagermitarbeitern deutlich verringert wurde, wodurch Gesundheit und Produktivität verbessert wurden. Insgesamt sind Industrieumgebungen ein Wachstumsfeld für Indoor-Navigation im Rahmen von Industrie 4.0, etwa um Assets, Fahrzeuge und Personen in Echtzeit zu verfolgen und zu steuern.
Hochschulen und Campusareale: Universitäten und große Bildungseinrichtungen erstrecken sich oft über mehrere Gebäude und Stockwerke. Besonders für Erstsemester und Campusfremde (z. B. Konferenzteilnehmer) ist die Orientierung eine Hürde. Digitale Campus-Navigation per App verbessert die Student Experience maßgeblich, indem sie z. B. den Weg zum Vorlesungssaal oder zum Laborplatz weist. Dies verringert Verspätungen und Stress, wie Erfahrungsberichte zeigen: An einer Hochschule führte die Einführung einer MazeMap-Navigation dazu, dass während Prüfungsphasen deutlich mehr Studierende pünktlich am richtigen Raum eintrafen. Darüber hinaus lassen sich Stundenpläne integrieren – NTNU (Norwegen) verknüpfte z. B. das Wegeleitsystem mit dem Raumbelegungssystem, sodass Studierende direkt zu ihren nächsten Veranstaltungen navigieren konnten. Campus-Apps dienen nicht nur der Wegeführung, sondern ermöglichen auch Raumbuchungen und Live-Belegungsinformationen, etwa um freie Lernräume oder PC-Pools aufzufinden. Laut MazeMap spart die Indoor-Navigation den Studierenden und Mitarbeitern an der NTNU insgesamt rund 22.500 Stunden Wegzeit pro Jahr – ein eindrucksvoller Nachweis des Effizienzgewinns. Zugleich profitieren die FM-Abteilungen: Mittels Nutzungsanalysen (Heatmaps) lässt sich erkennen, welche Bereiche stark frequentiert sind, um z. B. Reinigungs- und Wartungsressourcen optimal zu planen.
Kernfunktionen moderner Wegeleitsysteme
Moderne Indoor-Wegeleitsysteme für Smartphones/Tablets zeichnen sich durch eine Reihe von Kernfunktionen aus, die über die reine Routenführung von A nach B hinausgehen. Im Folgenden werden die wichtigsten Funktionen und Merkmale erläutert, die ein zeitgemäßes digitales Wegeleitsystem ausmachen:
Barrierefreiheit und inklusives Design
Barrierefreiheit ist ein zentrales Kriterium moderner Wegeleitsysteme. Ziel ist, dass alle Personengruppen – einschließlich Menschen mit Behinderungen, Mobilitätseinschränkungen oder sensorischen Einschränkungen – das Navigationsangebot vollwertig nutzen können. In der Praxis umfasst dies mehrere Aspekte: Zum einen müssen die Wege selbst barrierefrei geplant werden. Die App sollte spezielle Routen für mobilitätseingeschränkte Nutzer anbieten (z. B. rollstuhlgerechte Routen, die Treppen vermeiden und stattdessen Aufzüge/Rampen priorisieren). Zum anderen betrifft es die Benutzeroberfläche und Interaktion der App: Gute Kontraste, skalierbare Schriftgrößen und unterstützende Technologien wie Screenreader-Kompatibilität (Vorlesefunktion) sind essentiell. So muss etwa eine Sprach-Ausgabe der Navigationsanweisungen möglich sein, damit sehbehinderte oder blinde Menschen die Wegbeschreibung akustisch erhalten können. Moderne Systeme wie Situm bieten dafür Turn-by-Turn-Sprachanweisungen parallel zur visuellen Karte an. Auch Funktionen wie „Wo bin ich? / Was ist in meiner Nähe?“-Ansagen per Tastendruck sind hilfreich, um blinden Nutzern Kontext zu geben. Zudem sollte die App ohne Touchscreen-Gesten allein mit Sprache oder Tastaturbedienung steuerbar sein (WCAG-Konformität) – etwa durch Sprachsuche oder gut auffindbare virtuelle Tasten.
All diese Maßnahmen entsprechen dem Universal Design-Ansatz, der auch in Normen verankert ist. So fordert beispielsweise DIN 18040 (Barrierefreies Bauen) das „Zwei-Sinne-Prinzip“ bei Orientierungsinformationen – d.h. wichtige Informationen müssen über mindestens zwei Sinneskanäle erfassbar sein (Sehen, Hören, Tasten). Eine Navigations-App erfüllt dies idealerweise durch visuelle Karten und simultane Sprachausgabe. Entsprechende gesetzliche Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit (z. B. das Behindertengleichstellungsgesetz und die BITV 2.0 in Deutschland) verpflichten insbesondere öffentliche Einrichtungen, ihre Apps barrierefrei zu gestalten. In der EU schreibt die Web-/App-Richtlinie vor, dass mobile Anwendungen den WCAG 2.1 AA-Standards genügen; konkretisiert wird dies durch die Norm EN 301 549. Führende Anbieter von Indoor-Navigation werben damit, konform mit EN 301 549 und §508 Rehabilitation Act (USA) zu sein. Auch in Fachstandards wird barrierefreie Navigation nun anerkannt – die britische Norm BS 8300 etwa nennt Audio-Navigationshilfen explizit als Mittel zur barrierefreien Wegeführung im Bauwesen. Insgesamt ist Barrierefreiheit kein „Bonus“, sondern integraler Bestandteil: Eine App, die nach Prinzipien des „Accessibility First“ entwickelt wurde, nützt letztlich allen Nutzern – auch älteren Personen, Menschen mit temporären Einschränkungen oder schlicht jedermann in stressigen Situationen.
Echtzeit-Navigation und dynamische Aktualisierung
Ein herausragendes Merkmal digitaler Wegeleitsysteme ist die Echtzeitfähigkeit. Damit ist zum einen die Live-Navigation gemeint – also die Darstellung der aktuellen Benutzerposition („blauer Punkt“) auf der Karte und fortlaufende Turn-by-Turn-Anweisungen während der Fortbewegung. Zum anderen umfasst es die dynamische Anpassung der Route an veränderte Bedingungen in Echtzeit. Moderne Systeme aktualisieren die Weganweisungen fortlaufend, synchron zu den Bewegungen des Nutzers, und berechnen automatisch eine neue Route, falls man von der geplanten Strecke abweicht. Dies bietet ein Navigations-Erlebnis wie man es von Pkw-Navigation im Freien kennt.
Echtzeit bedeutet ferner, dass aktuelle Datenquellen einbezogen werden können. Beispielsweise kann das System kurzfristige Sperrungen (etwa eine temporär geschlossene Tür oder Baustelle im Gebäude) berücksichtigen und die Route sofort neu berechnen. Auch Echtzeit-Verkehrsdaten im Gebäude sind denkbar – z. B. Informationen über überfüllte Bereiche oder Wartezeiten (wenn über IoT-Sensorik oder manuelle Eingaben verfügbare Kapazitäten erfasst werden). Eine weitere Facette ist die Anbindung an Live-Termine: In Büro- oder Campusumgebungen lässt sich der persönliche Kalender integrieren, sodass die App zur aktuellen Besprechung oder Vorlesung navigiert und bei Raumänderungen in letzter Minute sofort die neue Route anzeigt. Damit wird die Navigation kontextsensitiv. Ein praktisches Beispiel zeigt die Grand River Hospital in Kanada, wo das digitale Leitsystem mit der Raumdatenbank verknüpft ist und Aktualisierungen in Echtzeit an die Nutzer ausspielt – Besucher sehen stets aktuelle Weginformationen, da Änderungen im Gebäude (z. B. geänderte Abteilungsstandorte) sofort in die Karte einfließen. Solche Real-Time Map Updates gewährleisten, dass die Orientierungshilfe verlässlich und aktuell bleibt.
Die Echtzeit-Navigation hängt technisch von einer zuverlässigen Indoor-Positionsbestimmung ab (siehe technologische Voraussetzungen). Je nach System wird die Position des Nutzers sekündlich bis mehrfach pro Sekunde neu ermittelt und auf der Karte animiert. Wichtig ist auch eine robuste Netzwerkanbindung (WLAN/5G), sofern die Routing-Engine serverbasiert arbeitet oder aktuelle Gebäudedaten aus der Cloud geladen werden. Einige Apps ermöglichen aber auch einen Offline-Modus, bei dem vorab heruntergeladene Karten und On-Device-Routing zum Einsatz kommen – nützlich z. B. in tiefen Kellergeschossen ohne Empfang oder zur Entlastung der IT-Infrastruktur. Insgesamt erwarten Nutzer heute eine flüssige, GPS-ähnliche Navigation drinnen wie draußen, und modernste Systeme erfüllen dies durch präzises Live-Tracking und sofortige Reaktion auf Veränderungen.
Eine Besonderheit im professionellen Facility Management ist die mögliche Integration der Wegeleitsysteme mit CAFM/IWMS-Plattformen (Computer Aided Facility Management bzw. Integrated Workplace Management Systems). Dadurch lässt sich die digitale Wegeführung tief in bestehende Geschäftsprozesse des Gebäudebetriebs einbetten. Einige Kernideen dieser Integration sind:
Raum- und Arbeitsplatzbuchungen: Wenn das Wegeleitsystem mit einem Buchungssystem verknüpft ist, können Nutzer direkt zum reservierten Raum navigieren. In Hochschulen wurde z. B. MazeMap mit Raumbelegungsplänen gekoppelt, sodass Studierende freie Lernräume oder PCs über die Karte finden können. In Büroumgebungen kann ein Mitarbeiter via App den nächsten freien Besprechungsraum suchen oder seinen vorab gebuchten Schreibtisch im Großraumbüro finden.
Visuelle Darstellung von FM-Daten: Digitale Karten können als Frontend für CAFM-Daten dienen – etwa Visualisierung der Reinigungszonen, Markierung von Wartungsbereichen oder Anzeige von Sensorwerten (Raumtemperatur, Belegung) an den entsprechenden Orten. Ein Anbieter wirbt damit, dass sein Indoor-Mapping die Brücke bildet zwischen CAD-/BIM-Daten und FM-Informationen, sodass Facility Manager eine smarte Kartenansicht aller relevanten Gebäudeinformationen erhalten.
Asset-Management und Inventar: Durch Integration mit Inventarsystemen kann der Nutzer in der App z. B. ein bestimmtes Equipment suchen (etwa einen Medizingerät oder einen Serverschrank), und die Navigation führt dorthin. MazeMap etwa ermöglicht das Tracking von Assets und Infrastruktur über die Karte. Voraussetzung ist, dass die Objekte digital erfasst sind (in der CAFM-Datenbank und idealerweise via IoT-Tracking, siehe unten). Für Techniker wird so das Auffinden von Wartungsobjekten enorm erleichtert.
Wartungs- und Reinigungsrouten: Ein integratives Wegeleitsystem kann Arbeitsabläufe im FM verbessern, indem es Serviceteams durch ihre Tasks leitet. So lassen sich z. B. Reinigungspläne hinterlegen – die App zeigt der Reinigungskraft morgens die optimale Route durchs Gebäude gemäß dem tagesaktuellen Reinigungsplan. Ähnliches gilt für Haustechniker: In welcher Reihenfolge sollten Inspektionsrunden gelaufen werden, um Zeit zu sparen? Über die Navigations-App könnten Wartungsaufträge aus dem CAFM (mit Standortangabe) direkt als Route abgefahren werden. MazeMap berichtet, dass ihr System genutzt wird, um Wartungs- und Reinigungspersonal effiziente Arbeitsrouten vorzugeben, die in der Karte markiert sind.
Integration ins Besuchermanagement: Wie bereits angedeutet können Besucherströme digital gelenkt werden. Über eine Schnittstelle zum Besuchermanagement können Einladungs-E-Mails an Gäste automatisch einen Navigationslink enthalten. Planon nennt als Vorteil der Verknüpfung mit ihrem IWMS, dass vorgemerkte Besucher bei der Einladung gleich einen personalisierten Wegweiser aufs Handy erhalten, der sie direkt zu Raum X führt. Dies entlastet die Empfangsmitarbeiter und reduziert Fehlwege von ortsunkundigen Gästen.
Diese und weitere Integrationen zeigen, dass ein digitales Wegeleitsystem weit mehr sein kann als eine isolierte Navigations-App – es wird zum Interface für verschiedene FM-Anwendungen. Voraussetzung dafür ist, dass der Anbieter entsprechende APIs oder Plug-ins bereitstellt, um Daten aus dem CAFM-System abzurufen (Raumnamen, Belegungen, Arbeitsaufträge etc.) und umgekehrt Navigationsdaten zurückzuspiegeln (z. B. Nutzungsstatistiken). Die Offenheit und Flexibilität solcher Plattformen wird von Anwendern geschätzt: So lobt die Universität Twente die offene API ihres gewählten Systems, die es erlaubt, eigene Erweiterungen und Integrationen schnell zu entwickeln. Insgesamt trägt die CAFM-Integration dazu bei, Informationssilos aufzubrechen – Raumdaten, Nutzerdaten und FM-Daten werden auf einer gemeinsamen Kartenbasis zusammengeführt. Für das Facility Management ergibt sich ein ganzheitlicher digitaler Zwilling: Alle relevanten Objekte und Aktivitäten können räumlich verortet und navigiert werden, was Effizienz und Transparenz steigert.
Anbindung an BIM-Modelle und IoT-Infrastrukturen
Eng verbunden mit der FM-Integration ist die Anbindung an BIM (Building Information Modeling) und IoT (Internet of Things). Ein zukunftsweisendes Wegeleitsystem nutzt diese Technologien, um stets aktuelle und tiefgehende Gebäudedaten zu erhalten:
BIM-Integration: BIM-Modelle enthalten die geometrischen und semantischen Gebäudedaten (Räume, Türen, Geschosse, technische Anlagen etc.). Durch Kopplung an das BIM kann die Navigations-App auf hochpräzise digitale Gebäudepläne zugreifen. Änderungen am Gebäude (z. B. Umbauten, Raumumnutzungen) werden im BIM-Modell nachgepflegt und können so unmittelbar der Navigationsanwendung zur Verfügung stehen. Forschungsergebnisse zeigen, dass BIM-basierte Indoor-Karten die Routenplanung verbessern und z. B. auch 3D-Navigation über mehrere Ebenen ermöglichen. Zudem erlauben BIM-Daten die Integration zusätzlicher Informationen: etwa Türbreiten (wichtig für Rollstuhlrouting) oder Raumfunktionen. Einige Lösungen generieren die Indoor-Karte direkt aus BIM- oder CAD-Grundrissen und aktualisieren sie automatisiert, was den Pflegeaufwand reduziert. Langfristig wird ein Wegeleitsystem Teil des digitalen Zwillings eines Gebäudes sein – das BIM liefert die statischen Strukturdaten, die IoT-Sensoren liefern dynamische Zustandsdaten, und die Navigations-App ist das visuelle Interface für die Nutzer.
IoT-Anbindung: IoT-Geräte im Gebäude (Sensoren, Aktoren, Smart Devices) können wertvolle Echtzeitdaten für die Navigation liefern. Beispiele: Belegungssensoren melden freie vs. besetzte Räume, Temperatur-/Luftqualitätssensoren könnten alternative Routen vorschlagen, wenn ein Bereich klimatisch ungeeignet ist, Bluetooth-Beacons oder UWB-Tags an Ausrüstung ermöglichen das Tracking von beweglichen Objekten (z. B. Klinikrollstühle, Gabelstapler) und deren Auffinden via App. Ein integratives System kann solche Daten auf der Karte darstellen oder sogar ins Routing einbeziehen – z. B. “Gehe zum nächstgelegenen verfügbaren Rollstuhl” oder Umleitung, falls ein Flur wegen Wartung (IoT-Meldung einer Maschine) gesperrt ist. In modernen Krankenhäusern wird z. B. bereits Indoor-Navigation mit Asset-Tracking kombiniert, um medizinisches Equipment in Echtzeit zu lokalisieren und effizient zum Einsatzort zu bringen. Die Herausforderung liegt in der Interoperabilität: IoT-Plattformen sprechen unterschiedliche Protokolle (MQTT, HTTP, proprietär), doch offene Standards erleichtern die Einbindung. Hier zahlt es sich aus, wenn der Navigationsanbieter flexible Schnittstellen bietet. MazeMap beispielsweise ermöglicht es, zusätzliche „Overlays“ auf die Karten aufzuspielen und über APIs externe Daten einzublenden – so können Entwickler z. B. Live-Daten von Gebäudeleittechnik oder Sensoren als Kartebene integrieren. Im Resultat entsteht ein intelligentes Wegeleitsystem, das auf Umgebungszustände reagieren kann („Context Aware Navigation“). Beispielsweise könnten IoT-Bewegungssensoren dem System melden, dass bestimmte Gänge überfüllt sind, woraufhin alternative Routen angeboten werden (Crowd Steering).
Gebäudeleittechnik und Sicherheit: Die Anbindung an Building Management Systems (BMS) erlaubt interessante Anwendungsfälle: Im Notfall (Feueralarm) könnte die App z. B. automatisch sichere Fluchtwege anzeigen, unter Berücksichtigung von gesperrten Zonen (Daten aus dem Brandmeldesystem). Auch wenn Regelszenarien es heute erfordern, dass primäre Sicherheitswegweisung stromunabhängig und analog funktioniert, kann eine ergänzende App-Führung die Evakuierung unterstützen. Umgekehrt kann das System dem BMS Daten liefern – etwa Heatmaps der Bewegungsströme zur Optimierung der Klima- oder Lichtsteuerung in häufig genutzten Bereichen.
Es verschmelzen Indoor-Navigation, BIM und IoT im Konzept des Smart Building: Das Gebäude „weiß“, wo etwas passiert, und die Nutzer-App macht diese Informationen räumlich zugänglich. Anbieter werben mit Begriffen wie „Indoor Intelligence“ (Inpixon) oder „Digital Twin Navigation“. Ein Beispiel ist MazeMap, das sich als Plattform positioniert, die diverse High-Tech-Integrationen ermöglicht – von Datenvisualisierung über FM-Systemkopplung bis zu Gebäudetechnik-Lösungen. Die erfolgreiche Anbindung an BIM/IoT erfordert offene Standards (z. B. IFC für Bauwerksdaten, SensorThings API oder BACnet für Sensordaten) sowie sorgfältige Datenpflege, damit virtuelle und reale Gebäude stets übereinstimmen.
Regulatorische Rahmenbedingungen und Normen
Bei der Einführung digitaler Wegeleitsysteme müssen auch die regulatorischen Vorgaben und Standards beachtet werden, um Konformität und Akzeptanz sicherzustellen. Die relevanten Rahmenbedingungen lassen sich in zwei Bereiche gliedern: bauliche/arbeitsrechtliche Normen zur Orientierung und Sicherheit im Gebäude sowie IT-bezogene Normen/Gesetze zur Barrierefreiheit und Datenschutz/IT-Sicherheit.
1. Bauliche Orientierungs- und Sicherheitsvorgaben: Gebäude in Deutschland und der EU unterliegen diversen Normen, die eine barrierefreie und sichere Orientierung gewährleisten sollen. Auf nationaler Ebene ist hier insbesondere die DIN 18040 (Barrierefreies Bauen) relevant, welche für öffentlich zugängliche Gebäude (Teil 1) vorschreibt, dass Informations- und Leitsysteme für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen wahrnehmbar und verständlich sein müssen. Dies schließt kontrastreiche Beschilderung, taktile Leitelemente (z. B. Bodenleitstreifen nach DIN 32984) und akustische Hilfen ein. Digitale Wegeleitsysteme können diese Anforderungen unterstützen, ersetzen jedoch nicht per se die baulichen Mindestanforderungen. Ein Beispiel: Trotz Navi-App müssen Flucht- und Rettungswege weiterhin analog ausgeschildert und beleuchtet sein (nach Arbeitsstättenrecht und Musterbauordnung). Allerdings können Apps im Notfall als ergänzendes Hilfsmittel dienen, indem sie z. B. Evakuierungsanweisungen oder Routen zum Notausgang anzeigen – solange dies zusätzlich und barrierefrei geschieht. In der EU existiert seit 2021 die EN 17210, ein europäischer Standard für Barrierefreiheit in der gebauten Umwelt, der ebenfalls integrative Leitsysteme fordert und dem Design für Alle-Prinzip folgt. Darin wird betont, dass digitale Informationsangebote harmonisch mit der physischen Umgebung zusammenspielen sollen. Praktisch bedeutet das: Wenn z. B. Raumbezeichnungen geändert werden, müssen analoge und digitale Wegweiser konsistent sein, um Verwirrung zu vermeiden. Des Weiteren gelten Arbeitsschutz-Regeln: Wenn Navigations-Apps intern zur Arbeitsunterweisung (z. B. für Sicherheitseinweisungen) genutzt werden, müssen diese Informationen korrekt und jederzeit zugänglich sein.
2. IT- und barrierefreiheitsbezogene Vorschriften: Für die App selbst greifen gesetzliche Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit und zum Datenschutz. Öffentliche Einrichtungen in der EU sind durch die EU-Richtlinie 2016/2102 verpflichtet, ihre mobilen Apps barrierefrei zu gestalten – in Deutschland umgesetzt via § 12a BGG und der aktualisierten BITV 2.0. Dies basiert auf den WCAG 2.1-Kriterien (Web Content Accessibility Guidelines) für Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit. Ein Navigations-App muss also z. B. mittels VoiceOver/TalkBack bedienbar sein, ausreichende Kontraste bieten, und auch im Querformat funktionieren, um nur einige Kriterien zu nennen. Die technische Norm EN 301 549 definiert konkrete Anforderungen für Software und enthält auch Klauseln für elektronische Karten und Navigationssequenzen. Ein Indiz für deren Relevanz: Anbieter werben damit, dass ihre Kartenviewer und Apps EN 301 549 vollständig erfüllen. Es ist ratsam, vor Beschaffung zu prüfen, ob ein System ein Accessibility-Konformitätsstatement (z. B. VPAT) bereitstellt. Neben Barrierefreiheit rückt IT-Sicherheit und Datenschutz in den Fokus: Navigationssysteme verarbeiten personenbeziehbare Daten (Bewegungsmuster der Nutzer). Für den Einsatz, insbesondere bei Mitarbeitern, ist zu klären, inwieweit Tracking erfolgt und ob Zustimmung erforderlich ist (Stichwort DSGVO/GDPR). Eine anonyme Nutzung als Besucherführung ist datenschutzrechtlich unkritisch, sobald jedoch Logging auf individuelle Personen möglich ist (etwa um Arbeitszeiten zu überwachen), greifen Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats und Datenschutzgesetze. Daher sollten FM-Verantwortliche früh entsprechende Konzepte entwickeln (Privacy by Design, Opt-out-Möglichkeiten etc.). IT-Sicherheitsstandards wie ISO/IEC 27001 oder branchenspezifische Vorgaben (z. B. B3S Krankenhaus für IT in Kliniken) sind zu berücksichtigen, insbesondere wenn das Navigationssystem in die unternehmenseigene IT-Infrastruktur integriert wird. Beispiele: Die Verwendung von Bluetooth-Beacons muss so geregelt sein, dass keine unbefugten Zugriffe oder Manipulationen der Positionsdaten möglich sind; Datenübertragung zwischen App und Server sollte verschlüsselt erfolgen; regelmäßige Sicherheitsupdates müssen gewährleistet sein.
Es ist festzuhalten, dass digitale Wegeleitsysteme im Einklang mit bestehenden Normen implementiert werden müssen. Sie bieten die Chance, Anforderungen der Barrierefreiheit besser zu erfüllen (z. B. durch akustische Informationen zur Ergänzung visueller Beschilderung). Gleichzeitig dürfen sie physische Sicherheitsvorgaben nicht unterlaufen, sondern sollen diese augmentieren. Eine sorgfältige Beachtung der DIN/ISO-Normen und EU-Vorgaben – sowie die Zusammenarbeit mit Behindertenbeauftragten und Datenschutzexperten – ist daher ein zentraler Bestandteil jedes Einführungsprojekts im FM.
Empirische Fallstudien und Best Practices
Erfahrungsberichte aus der Praxis zeigen die greifbaren Vorteile digitaler Indoor-Navigation. Im Folgenden werden exemplarisch einige Fallstudien und Best Practices aus verschiedenen Sektoren vorgestellt, um den Nutzen und die Erfolgsfaktoren zu illustrieren:
Büroumfeld (Unternehmenscampus): Ein häufig zitiertes Best Practice stammt von einem internationalen Konzern, der die Besucher-Navigation automatisiert hat. Hier erhält jeder Besucher vorab einen Link zu Google Maps für die Außenanreise und – nach dem Check-in am Empfang – auf sein Smartphone eine Indoor-Navigation zum exakten Meetingraum. Diese Integration von Besucherempfang und Wegeführung führte zu einer messbaren Reduktion von verspäteten Meeting-Beginnen und entlastete den Empfangspersonal deutlich. Planon (IWMS-Anbieter) berichtet von einem ähnlichen Szenario: Durch Kopplung von MazeMap mit dem eigenen FM-System bekommen vorgemerkte Gäste direkt eine Wegbeschreibung in der Einladung, was die Visitor Experience stark verbessert. Intern nutzen inzwischen auch Mitarbeiter die App, um in unbekannten Gebäudeteilen schneller Ziele zu finden – besonders neue Mitarbeiter im Onboarding-Prozess empfinden dies als sehr hilfreich. Ein weiterer Benefit im Bürobereich ist die Integration mit der Workplace Management-Funktionalität: In einer modernen Zentrale wurden alle Arbeitsplätze mit der App verknüpft, sodass Mitarbeiter via Smartphone ihren Kollegen nachsteuern können (Standortfreigabe vorausgesetzt) oder freie Schreibtische in ihrer Nähe finden (bei Flex-Office Konzepten). Die Fallstudie zeigt: Wichtig für den Erfolg war die Einbindung aller Stakeholder – IT für die technische Basis, HR für Schulungen der Mitarbeiter, Empfang/Security für Prozesserweiterungen und FM für die laufende Datenpflege (Raumnamen etc.).
Krankenhaus: Eine umfassende Fallstudie stammt von einem Klinikum, das ein Indoor-Wayfinding-System von Mappedin eingeführt hat. Hier wurden mehrere Ziele verfolgt: Verbesserung der Patientenzufriedenheit, Entlastung des Personals von Wegauskünften und effizientere Abläufe. Nach Einführung der interaktiven Krankenhauskarte konnten qualitative Verbesserungen festgestellt werden: Patienten gaben an, sich sicherer und weniger gestresst im Gebäude zu bewegen; das Pflegepersonal verzeichnete weniger Verspätungen von Patienten zu Terminen. Durch die Wegweiser-App finden Besucher nun zielsicher z. B. zur Röntgenabteilung, ohne an jedem Knotenpunkt fragen zu müssen. Die App bietet auch barrierefreie Routen, was insbesondere älteren oder behinderten Patienten zugutekommt. Ein weiterer Aspekt war das Asset-Tracking: Das Krankenhaus integrierte die Lokalisierung von medizinischen Geräten (Pumpsysteme, Rollstühle) in die Plattform, sodass diese bei Bedarf schnell auffindbar sind. So sparte die Technikabteilung Zeit bei der Suche nach Equipment. Ein wichtiges Best Practice aus diesem Projekt: Die Datenaktualität. Grand River betont, dass die Karten in Echtzeit gepflegt werden – Umbauten oder Abteilungsumzüge werden sofort im System aktualisiert, damit kein Nutzer ins Leere navigiert. Dieses Commitment zur Datenpflege ist entscheidend, um Vertrauen in die App zu schaffen. Darüber hinaus wurde eng mit Patientenvertretern und Accessibility-Experten gearbeitet, um sicherzustellen, dass die App auch z.B. mit VoiceOver vollständig nutzbar ist. Dieser integrative Ansatz hat dem Projekt Akzeptanz verschafft. Nicht zuletzt ergab eine interne Analyse, dass durch das System pro Jahr tausende Stunden an Suchaufwand eingespart werden und das Personal entlastet wird – Ressourcen, die wieder der Patientenbetreuung zugutekommen.
Universitätscampus: Eine Universität gilt als Vorreiter – bereits 2014 implementierte sie MazeMap flächendeckend. Eine Evaluation nach einigen Semestern ergab eindrucksvolle Kennzahlen: Über 400.000 Routenanfragen wurden in einem Jahr von Studierenden und Besuchern abgesetzt, woraus sich die eingangs erwähnte Zeitersparnis von über 20.000 Stunden berechnen ließ. NTNU und andere Hochschulen berichten auch von weichen Effekten: Open Days (Tage der offenen Tür) verlaufen reibungsloser, da Gäste via App alles finden; die Zahl der verspäteten Studierenden zu Vorlesungen ging zurück; und Service-Einrichtungen (wie Bibliothek, Career Center) verzeichneten mehr Zulauf, da sie leichter auffindbar sind. Eine Best Practice hier war die Verknüpfung mit dem Stundenplan-System: Studierende konnten in der App ihren persönlichen Vorlesungsplan importieren und wurden dann automatisch von Termin zu Termin navigiert, inklusive Raumänderungen – was Begeisterung bei den Nutzern auslöste. Zudem wurde MazeMap an die FM-Abteilung angebunden: Maintenance-Mitarbeiter nutzten das System, um z. B. im großen Campus schneller zu defekten Geräten oder Leuchtmitteln zu finden, nachdem ein Ticket gemeldet wurde. Die Uni Bergen ergänzte das System mit Bluetooth-Baken, um auch in Gebäudeteilen ohne GPS-Empfang eine noch genauere Ortung zu ermöglichen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor in Hochschulen ist die kontinuierliche Kommunikation: Die Unis haben aktiv Werbung für die App gemacht (Flyer, Einführung in Orientierungsveranstaltungen) und Hilfestellung angeboten. Nur mit ausreichender Bekanntheit nutzen die Zielgruppen das Angebot. Inzwischen sind diese Navigationsapps an vielen Campus so selbstverständlich wie Mensa-Pläne. Universitäts-Fallstudien heben auch hervor, dass Offenheit der Plattform wesentlich war – Lancaster University etwa lobt, wie sie über APIs eigene Innovationsprojekte auf Basis der MazeMap-Karte durchführen konnten (z. B. Augmented Reality-Prototypen für Campusführungen).
Industrie (Werk & Lager): In einem Stahlwerk wurde ein Ortungssystem installiert, das die Bewegungen der Arbeiter in kritischen Bereichen verfolgt. Die Analyse der Bewegungsdaten ergab bestimmte Gefahrenmuster, und man konnte daraufhin Sicherheitsanweisungen optimieren (z. B. alternative, sichere Routen zur Umgehung eines gefährlichen Bereichs). Außerdem ist das System in der Lage, im Notfall sofort zu erkennen, wenn ein Mitarbeiter stürzt oder sich in einer Gefahrenzone nicht mehr bewegt, und alarmiert dann die Leitstelle automatisch. Diese Kombination aus Navigation und Safety Monitoring hat die Unfallreaktionszeit erheblich verkürzt. – Ein weiteres Beispiel ist ein großes Logistikzentrum, in dem das System Wege und Fahrten von Gabelstaplern optimiert. Durch Indoor-Navigation mit Berücksichtigung von one-way-Regelungen in Gängen und intelligentes Clustering von Abholwegen konnte die durchschnittliche Wegstrecke pro Kommissionierungsauftrag deutlich reduziert werden. Die Konsequenz war schnell spürbar: weniger Kollisionen, geringere Ermüdung der Mitarbeiter und bis zu 15 % Zeitersparnis bei der Auftragsabwicklung (Zahlen laut interner Auswertung). Als Best Practice gilt hier, die Belegschaft früh einzubinden – die Staplerfahrer wurden intensiv geschult, das System gab laufend Feedback (Gamification-Elemente, wer die effizientesten Routen fährt), was die Akzeptanz steigerte. Zudem wurde das System an das Lagerverwaltungssystem gekoppelt, so dass neue Aufträge direkt mit optimaler Route aufs Handheld der Lageristen kamen. Diese Integration von Navigation und Auftragsmanagement erwies sich als entscheidend für den Erfolg. – Generell zeigt die Industrie: Ein reines „Google Maps fürs Werkstor“ reicht nicht; der Mehrwert liegt in der Verzahnung mit Safety und Logistics. Hier werden sicher künftig noch mehr Fallstudien entstehen, da viele Unternehmen aktuell Pilotprojekte laufen haben (etwa Werksnavigation kombiniert mit Augmented Reality zur Anlagenwartung).
Digitale Wegeleitung zahlt sich aus, wenn sie richtig implementiert wird. Die konkreten Nutzen variieren je nach Branche – mal steht die Kundenzufriedenheit, mal die Mitarbeitereffizienz, mal die Sicherheit im Vordergrund – doch in allen Fällen wurden spürbare Verbesserungen erzielt. Erfolgreiche Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie ganzheitlich gedacht wurden (inkl. Barrierefreiheit, Datenintegration, Prozessanpassung) und die Nutzer in den Mittelpunkt stellen. Best Practices wie kontinuierliche Datenpflege, Pilotbetrieb mit Nutzerfeedback und bereichsübergreifende Zusammenarbeit haben sich als zentral erwiesen, um die vollen Vorteile zu realisieren.
Technologische und infrastrukturelle Voraussetzungen
Die Implementierung eines digitalen Indoor-Navigationssystems stellt einige Anforderungen an die technische Infrastruktur des Gebäudes sowie an die verfügbaren Daten. Im Kern sind folgende technologische Voraussetzungen und Bausteine relevant;
1. Indoor-Positionierungstechnologie: Da GPS in Gebäuden nicht zuverlässig funktioniert, muss ein alternatives Verfahren zur Standortbestimmung eingesetzt werden. Hier gibt es verschiedene Ansätze, die je nach gewünschter Genauigkeit, Budget und baulichen Gegebenheiten auszuwählen sind:
WLAN-basierte Ortung: Nutzt die vorhandenen Wi-Fi Access Points als Referenzpunkte. Über Signalstärke (RSSI) oder Laufzeitmessung (RTT) kann die Position des Geräts abgeschätzt werden. Vorteil: keine Zusatzgeräte notwendig, da Wi-Fi meist vorhanden ist. Nachteil: Genauigkeit oft nur 5–10 m, je nach Dichte der APs. Verbesserungen bringen Fingerprinting-Ansätze, bei denen ein Signalstärken-Kartenmodell des Gebäudes erstellt wird. Cisco DNA Spaces z. B. beruht auf dieser Methode und kann mit vorhandener Cisco-Infrastruktur umgesetzt werden.
Bluetooth Low Energy (BLE) Beacons: Kleine batteriebetriebene Sender (Beacons) werden in der Fläche verteilt (Typ. alle 5–10 m). Die Smartphone-App empfängt deren IDs und Signalstärken, woraus über Trilateration oder Fingerprinting die Position errechnet wird. BLE ermöglicht 2–5 m Genauigkeit relativ kostengünstig. Allerdings müssen die Beacons gewartet (Batteriewechsel alle ~2 Jahre) und kalibriert werden. Viele kommerzielle Lösungen nutzen BLE als Haupttechnologie, da es ein guter Kompromiss aus Präzision und Aufwand ist. Zudem unterstützen Smartphones BLE nativ und stromsparend. Zu beachten ist, dass metallreiche Umgebungen (Industriehallen) Signalreflexionen verursachen können. Gute Planung der Beacon-Standorte ist also wichtig. Ein Vorteil von BLE: Es kann gleichzeitig für Proximity-Services genutzt werden (Standortbezogene Push-Nachrichten in Apps, z. B. in Museen).
Inertiale Sensoren (PDR): Im Smartphone eingebaute Sensoren – Gyroskop, Beschleunigungssensor, Magnetometer – erlauben über Pedestrian Dead Reckoning die Berechnung der Bewegung ausgehend von einem bekannten Startpunkt. Rein inertial driftet diese Berechnung aber mit der Zeit, daher wird sie meist mit anderen Methoden kombiniert (Sensorfusion). In jeder modernen App steckt jedoch zumindest eine Schrittzählung und Richtungsableitung, um zwischen den Fixpunkten der Funkortung eine glatte Bewegung darstellen zu können. Zukünftig könnten auch Vision-basierte Ansätze (Kamera-SLAM) hinzukommen, was aber hohe Rechenleistung benötigt.
Ultra-Wideband (UWB): Neuere Technologie, die mit sehr kurzzeitigen Funkimpulsen im GHz-Bereich arbeitet. Damit sind Distanzmessungen mit ~10 cm Präzision möglich. UWB erfordert aber dedizierte Sender und Empfänger – neueste Smartphones (ab iPhone 11, einige Android) haben einen UWB-Chip. In Innenräumen kann man UWB-Anker installieren, die das Gerät orten. Noch ist dies recht teuer, aber UWB wird in Hochpräzisionsszenarien (z. B. Industrie 4.0, Roboternavigation) bereits eingesetzt. Vorteil: sehr genau; Nachteil: Hardwarekosten und bisher geringe Smartphone-Unterstützung. Ein hybrider Ansatz ist, UWB-Tags an Assets oder Personen anzubringen (z. B. Helm-Tracker), die dann von fest installierten Ankern geortet werden – dies eignet sich besonders für Tracking im FM (aber weniger für freie Besucher mit eigenem Handy).
Weitere: Visible Light Communication (VLC) via LED-Lampen – hierbei modulieren spezielle Decken-LEDs ein Signal ins Licht, das die Smartphone-Kamera empfängt (Philips Hue hat damit Experimente gemacht). Bietet hohe Genauigkeit am Ort der Beleuchtung, aber braucht spezielle Lampen und Sichtverbindung. – Magnetfeldnavigation (siehe IndoorAtlas) – nutzt Magnetometer, erfordert Magnetfeldkarte des Gebäudes; gut für Stahlbetonbauten, wo Signalanomalien vorhanden sind, mit ~3 m Genauigkeit. – RFID/NFC-Lokalisierung: Stationäre oder tragbare RFID-Leser können Tags erfassen, was eher für Asset-Tracking genutzt wird (z. B. Inventarverfolgung). Für Personennavigation ist es unpraktisch, weil aktive Interaktion (Karte scannen) nötig wäre. – 5G Small Cells: Mit der Verbreitung von 5G in Innenräumen könnte theoretisch auch die 5G-Ortung (Triangulation ähnlich wie GPS, nur mit Mobilfunk) zum Einsatz kommen. Hierzu müssten aber entsprechende 5G-Anlagen installiert und die Netzbetreiber die Ortungs-APIs öffnen. Für öffentliche Gebäude wie Bahnhöfe ist das ein Zukunftsthema.
In vielen Lösungen wird eine Kombination genutzt, um Robustheit zu erreichen: z. B. BLE + Wi-Fi + Inertial, oder Magnetometer + BLE etc.. Auch kurzfristige Hilfstechnologien kommen vor: QR-Codes an Wänden können zum Initialisieren der eigenen Position gescannt werden (etwa am Eingang, um dem System den Startpunkt mitzuteilen). Insgesamt sollte bei Projektstart analysiert werden, welche Technologien bereits verfügbar sind (WLAN ist meist vorhanden; BLE-Baken müssen evtl. installiert werden) und welche Genauigkeit man benötigt. Für reine Besucherführung reichen oft ~5 m Genauigkeit, wohingegen für eine AR-Navigation zentimetergenaue Ortung nötig wäre. Eine sorgfältige technische Planung und ggf. Simulation (manche Anbieter bieten Simulationstools zur Abschätzung der Beacon-Dichte) ist essentiell, um später gute Ergebnisse zu erzielen.
2. Digitale Gebäudedaten (Karten/BIM): Eine Grundvoraussetzung für Indoor-Navigation ist eine digitale Karte des Gebäudes, möglichst vektorbasiert und mit semantischen Informationen (Raumname, Ebene, Verbindungslinien). Falls ein BIM-Modell vorhanden ist, kann daraus eine Indoor-Karte abgeleitet werden. Alternativ dienen CAD-Grundrisse als Basis, die konvertiert werden müssen. Viele Anbieter haben ein Content-Management-System (CMS), in das man die Grundrisse hochlädt und dann Wegepunkte, POIs (Points of Interest) und weitere Details einpflegt. Dieser initiale Aufwand der Kartenerstellung sollte nicht unterschätzt werden – je nach Gebäudekomplexität dauert es Tage bis Wochen, alle relevanten Ziele einzutragen und Verbindungen (Treppen, Aufzüge, Übergänge) festzulegen. Gute Praxis ist es, hier eng mit den Gebäudeplänen aus dem FM/Bauwesen zu arbeiten, um konsistente Daten zu nutzen. Im Idealfall wird ein einmaliges Gebäudemodell gepflegt, aus dem alle Systeme schöpfen (Stichwort Single Source of Truth). Für Änderungen muss definiert sein, wer sie einpflegt – z. B. die FM-Abteilung meldet Umbauten an das Navigations-Team. Einige Systeme (ArcGIS Indoors, Mappedin u.a.) bieten Automatisierung per KI an, die aus 2D-Plänen automatisch Räume und Türen erkennt und eine Basiskarte generiert. Dennoch bleibt die Kontrolle durch einen Menschen wichtig, um korrekte Metadaten zu vergeben (z. B. Kennzeichnung eines Weges als barrierefrei oder nicht). Etagenverbindungen müssen sauber erfasst sein, damit die App z. B. nach einem Treppenaufgang die richtige Fortsetzung auf der nächsten Ebene findet. Zudem sollten sinnvolle POI-Kategorien angelegt werden (Toiletten, Erste-Hilfe, Konferenzräume etc.), um Filter und Suchen zu ermöglichen. Interoperabilität ist hier auch relevant: Offene Formate wie IMDF (Indoor Mapping Data Format) von Apple oder IndoorGML (OGC-Standard) könnten genutzt werden, um Kartendaten ggf. zwischen Systemen auszutauschen, falls man den Anbieter wechseln will. Derzeit hat jedoch jeder Anbieter meist sein proprietäres Datenformat im Hintergrund, auch wenn Import/Export-Schnittstellen bestehen. Wichtig: Adressierung von Zielen – es sollte klar sein, wie Räume benannt sind (konsistente Raumnummern, keine Duplikate) und wie Nutzer danach suchen. Ggf. müssen Synonyme hinterlegt werden (z. B. „Caféteria“ vs. „Mensa“). Empirisch hat sich gezeigt, dass eine gute Datenmodellierung (Naming Convention, Einpflegen von Schlagworten) die Nutzerakzeptanz steigert, weil die Suchfunktion der App dann relevante Treffer liefert.
3. Netzwerk- und Gerätinfrastruktur: Für eine reibungslose Nutzung muss eine grundlegende IT-Infrastruktur bereitstehen. Dazu gehört flächendeckendes WLAN oder mobiles Internet (damit die App Karten und Positionsdaten laden kann). Bei rein beacon-basierten Lösungen ohne ständige Internetverbindung sollte zumindest an den Einstiegspunkten (Eingangshalle) Internet verfügbar sein, um die Karte initial zu laden. Viele Apps laden die Gebäudedaten auch komplett im Voraus herunter (einige 10 MB), um offline arbeiten zu können – dies ist vorteilhaft in z. B. Kellergeschossen mit Funklöchern. Im Weiteren sind mobile Endgeräte erforderlich: Entweder bringt der Nutzer sein eigenes Smartphone mit (BYOD – bring your own device), oder es werden Leihgeräte/Terminals angeboten. Letzteres kommt in Krankenhäusern vor, wo man Kiosks aufstellt oder Tablets verleiht für Patienten ohne eigenes Gerät. In speziellen Umgebungen (Industrie) können robuste Wearables zum Einsatz kommen – z. B. Smart Glasses für AR-Navigation, oder Smartwatches, die Vibrationshinweise für Richtungswechsel geben. Solche Geräte erfordern aber wieder angepasste Software. Die gängigste Plattform bleiben iOS- und Android-Smartphones; dafür muss die App natürlich plattformgerecht entwickelt oder als Web-App bereitgestellt werden. Auch sollte bedacht werden, wie Nutzer ohne aktuelles Smartphone Zugang erhalten – etwa durch Touch-Kioske in der Lobby, die einen QR-Code mit der Route ausdrucken oder ans Handy des Nutzers senden. Dies stellt sicher, dass die digitale Wegeleitung inklusiv nutzbar ist, selbst für weniger technikaffine Besucher
4. IT-Sicherheit: Die Einführung eines indoor Navigationssystems bringt auch Pflichten im Bereich der IT-Security mit sich. Werden zusätzliche Hardwarekomponenten wie Beacons oder Sensoren installiert, müssen diese in das Sicherheitskonzept aufgenommen werden – z. B. physische Sicherung gegen Diebstahl/Manipulation und regelmäßige Firmware-Updates, um Sicherheitslücken zu schließen. Die Kommunikation zwischen App, Positionierungsserver und Kartenserver sollte verschlüsselt (TLS) erfolgen, um Man-in-the-Middle-Angriffe zu verhindern. Im FM-Kontext ist auch die Zugriffskontrolle ein Thema: Wenn die App interne Daten anzeigt (z. B. Wartungsrouten, die nicht öffentlich sein sollen), muss ein Authentifizierungssystem integriert werden (Single Sign-On für Mitarbeiter vs. Gastmodus für Besucher). Ebenso sollte Logging und Monitoring eingerichtet sein, um etwaige Angriffsversuche (z. B. Spam-Lokalisierungsanfragen) zu erkennen. Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Resilienz in Notfällen: Bei Stromausfall oder IT-Ausfall darf die Orientierung nicht allein vom digitalen System abhängen. Daher sind Notbeleuchtung und statische Beschilderung unverzichtbar. Dennoch könnte man prüfen, ob das Navigationssystem z. B. über eine USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) abgesichert werden kann, damit es zumindest während einer Evakuierung noch funktioniert. Schließlich sind Updates und Wartung des Systems wichtig: Die App muss mit neuen Betriebssystem-Versionen kompatibel gehalten werden, Beacons brauchen ggf. Batteriewechsel, und das Kartenmaterial muss auf dem neuesten Stand bleiben (wie oben betont). Hierfür sollten im Vorfeld Verantwortlichkeiten und Intervalle definiert werden.
Es erfordert ein digitales Wegeleitsystem eine solide technische Grundlage im Gebäude – von präziser Ortungstechnologie über aktuelle digitale Gebäudepläne bis hin zu IT-Infrastruktur und Sicherheitsmechanismen. Diese Grundlagen müssen in der Planungsphase detailliert konzipiert werden, denn sie entscheiden maßgeblich über die Güte und Zuverlässigkeit des späteren Dienstes. Viele Projekte scheitern nicht an der Software, sondern an der unzureichenden Infrastruktur (z. B. zu wenige Beacons, veraltete Grundrisse, mangelndes WLAN). Daher sollte das FM zusammen mit IT und ggf. externen Fachleuten frühzeitig ein Infrastrukturkonzept erstellen, das zur Gebäudeumgebung und den Zielen passt.
Datenintegration, Systemoffenheit und Interoperabilität
Ein Schlüsselfaktor für die nachhaltige Einführung digitaler Wegeführung im FM ist die Offenheit des Systems und die Möglichkeit zur Integration mit anderen Datenquellen und Softwarelösungen. Interoperabilität stellt sicher, dass das Wegeleitsystem kein Inselsystem bleibt, sondern sich nahtlos in die digitale Architektur des Gebäudebetriebs einfügt.
Wichtige Aspekte dabei sind:
Offene Schnittstellen (APIs): Ein modernes Navigationssystem sollte Application Programming Interfaces bieten, über die externe Anwendungen Funktionen nutzen oder Daten austauschen können. Beispielsweise möchte man aus dem CAFM-System heraus einen Link generieren können, der die Position eines Assets in der Navigations-App öffnet. Oder man möchte Gebäudepläne und Positionsdaten für eigene Auswertungen abgreifen (z. B. um Besucherströme zu analysieren). Anbieter, die auf Offenheit setzen, dokumentieren ihre APIs ausführlich und verwenden gängige Protokolle (REST/JSON). Die Erfahrungen von Hochschulen und Unternehmen zeigen, dass gute API-Verfügbarkeit die Nutzungsbreite enorm erhöht – etwa konnte die Uni Lancaster dank MazeMap-APIs eigene Overlays auf der Karte darstellen und innovative Anwendungsfälle realisieren. Auch die Uni Twente hob hervor, dass die offenen APIs es erlaubten, schnell eigene Integrationen umzusetzen. Systemoffenheit bedeutet ferner, dass das System modular aufgebaut ist und sich leicht mit Identity-Management, Analytics-Plattformen etc. verbinden lässt. Im Idealfall unterstützt die Navigationslösung Standardschnittstellen zu gängigen FM-Systemen (z. B. via Open API der IWMS-Anbieter).
Datenformate und Standardisierung: Zur Interoperabilität gehört auch, dass importierte und exportierte Datenformate Standardformaten entsprechen oder zumindest offen dokumentiert sind. Dies betrifft die Gebäudekartendaten (siehe IMDF, IndoorGML, CityGML), die Routen-/Graphdaten und eventuelle Telemetriedaten (Positions-Logs). Wenn ein Betreiber den Anbieter wechselt, sollte er nicht sämtliche Kartenerstellungsarbeit neu leisten müssen, sondern die Daten mitnehmen können. Hier sind noch nicht alle Marktteilnehmer vorbildlich – oft ist ein gewisser Vendor Lock-in gegeben durch proprietäre Formate. Dennoch bemühen sich Konsortien wie OGC und ISO um Standards. Beispielsweise existiert die ISO 17438 (Intelligent Transport Systems – Indoor Navigation) mit mehreren Teilen, die Anforderungen und Schnittstellen für indoor Navigation definieren. Auch das Projekt Wayfindr hat mit der ITU ein offenes Standardformat für Audio-Navigation entwickelt (ITU-T F.921). In der Praxis sollte man als FM darauf achten, dass zumindest Exportmöglichkeiten bestehen – sei es als GeoJSON, als Shapefiles oder sogar nur CSV-Listen der POIs. Je offener die Daten, desto zukunftssicherer ist die Investition.
Integration verschiedener Systeme: Ein großer Vorteil entsteht, wenn Wegeführung, Raumverwaltung, Ticketsysteme, IoT und Analytics ineinandergreifen. Dafür muss das Navigationssystem in der Lage sein, Echtzeitdaten aus anderen Quellen einzubinden (z. B. aktuelle Personenströme von Kamera- oder WLAN-Analysen) und eigene Daten bereitzustellen. So könnte ein Business Intelligence-Dashboard fürs Gebäudemanagement z. B. die von der Navi-App erfassten anonymen Bewegungsdaten mit Auslastungsdaten der Flächen verknüpfen, um Optimierungen zu identifizieren. In der Praxis haben manche Anbieter bereits Partnerschaften – z. B. Zusammenarbeit von MazeMap mit Buchungssystem-Anbietern, oder von Inpixon mit IoT-Plattformen – die solche Integrationen erleichtern. Als Best Practice kann gelten: "Think big, start small" – also in der Planung schon zukünftige Integrationsträume berücksichtigen (z. B. Anbindung an einen geplanten Digital Twin), aber initial mit losen Kopplungen beginnen (z. B. manueller Datenimport von Raumdaten) und die Integrationstiefe nach und nach steigern. Wichtig ist auch die Interoperabilität aus Nutzersicht: Wenn ein Besucher die Wegbeschreibung per E-Mail bekommt, sollte ein Klick diese direkt in der App öffnen (Deep-Linking). Oder ein externer Orientierungsterminal sollte denselben Datenbestand nutzen wie die App, damit es keine Widersprüche gibt. Dies erreicht man nur durch zentrale Datenhaltung und offen zugängliche Dienste im Hintergrund.
Vermeidung von Abhängigkeiten: Systemoffenheit heißt auch, dass man nicht komplett von einem Anbieter abhängig sein möchte für jede kleine Änderung. FM-Teams streben daher an, bestimmte Konfigurationsarbeiten selbst durchführen zu können (z. B. POIs pflegen, Karten aktualisieren via Self-Service-CMS). Auch die Möglichkeit, mehrere Technologien zu kombinieren (z. B. einen anderen Beacon-Hersteller verwenden) ist Teil von Interoperabilität. Proprietäre Insellösungen, die nur mit einer speziellen Hardware funktionieren, können auf Dauer teuer und unflexibel sein. Daher lohnt ein Blick in die Dokumentation: Unterstützt die Plattform verschiedene Positioning-Plugins? Werden Schnittstellen zu Building Automation geboten? Gibt es Referenzprojekte, wo Integration gelungen ist? – Ein gutes Zeichen ist, wenn es Community-Extensions oder Open-Source-SDK-Komponenten gibt, was auf ein offenes Ökosystem hindeutet.
Es sorgt eine hohe Interoperabilität dafür, dass die digitale Wegeleitung mit dem FM wächst und sich wechselnden Anforderungen anpassen kann. Im Sinne einer digitalen Transformation sollte die Navigations-App als ein Baustein einer vernetzten Umgebung gesehen werden. Offene Systeme ermöglichen es, Innovationen darauf aufzusetzen – z. B. eigene Erweiterungen wie AR-Navigation, personalisierte Dienste oder Datenanalysen – ohne komplett bei null anzufangen. In der Vorlesung wurde deutlich, dass insbesondere die Offenheit durch APIs von Nutzern geschätzt wird, da sie Freiräume für Kreativität und spezifische Lösungen lässt. Für Facility Manager bedeutet dies: Bei Ausschreibungen und Kaufentscheidungen sollten die Themen Schnittstellen, Standards und Datenhoheit klare Kriterien sein – so stellt man sicher, dass man ein zukunftsfähiges System erhält, das sich in die gesamte FM-IT-Landschaft integrieren lässt, statt ein schönes, aber abgeschottetes Gimmick.
Implementierungsstrategien und Integration in FM-Prozesse
Die Einführung eines digitalen Wegeführungssystems in bestehende Facility-Management-Prozesse erfordert ein strukturiertes Vorgehen. Im Gegensatz zu isolierten IT-Projekten muss hier die Transformation von Arbeitsabläufen und Nutzergewohnheiten mitgedacht werden. Basierend auf Erfahrungen aus bisherigen Implementierungen lassen sich folgende Strategien und Empfehlungen ableiten:
1. Bedarfsermittlung und Zieldefinition: Am Anfang sollte klar herausgearbeitet werden, welche Use Cases im jeweiligen Gebäude im Vordergrund stehen. Geht es primär um Besucherführung (Kunden, Patienten, Gäste) oder um Mitarbeiternavigation? Soll das System auch für betriebliche Zwecke (Wartung, Sicherheit) genutzt werden? Eine genaue Bedarfserhebung – idealerweise mit Befragungen/Workshops mit Nutzern – hilft, den Funktionsumfang abzustecken. Daraus ergeben sich auch die Anforderungen an Technik und Daten (z. B. ist Barrierefreiheit absolut essenziell in einem Rathaus oder Krankenhaus; in einem reinen Lager evtl. weniger im Vordergrund, dort mehr Fokus auf Integration in Logistiksoftware). Klare Ziele (KPIs) sollten festgelegt werden, z. B. "Reduktion der Besucherbeschwerden wegen schlechter Beschilderung um X %" oder "Zeitersparnis von Y Stunden pro Wartungsmitarbeiter pro Woche" etc. Diese dienen später auch zur Erfolgsmessung.
2. Pilotprojekt(e) im kleinen Rahmen: Es hat sich als sinnvoll erwiesen, ein System erst in einem begrenzten Bereich zu pilotieren, bevor der Roll-out auf den gesamten Campus/Gebäudekomplex erfolgt. Ein Pilot könnte z. B. ein einzelnes Gebäude oder eine Etage umfassen, wo man Hardware installiert und die App mit echten Nutzern testet. Navigine empfiehlt, Pilotprojekte mit <5 % des Gesamtbudgets umzusetzen, um frühzeitig kritische Aspekte aufzudecken und den ROI besser abschätzen zu können. In dieser Phase kann man verschiedene Technologien vergleichen (z. B. eine Etage mit BLE, eine mit Wi-Fi-Fingerprinting ausstatten) oder 2 Anbieter parallel evaluieren. Wichtig ist, im Pilot Feedback der Nutzer einzuholen: verstehen sie die Bedienung? Gibt es Orientierungsprobleme trotz App? Funktioniert die Technik stabil? Solches Feedback sollte systematisch erfasst (Umfragen, Interviews, App-Analytics) und ausgewertet werden, um das System vor großem Roll-out zu optimieren. Auch interne Prozesse lassen sich in der Pilotphase üben – z. B. das Prozedere, wie FM-Mitarbeiter Änderungen an POIs melden und einpflegen. Nach einem erfolgreichen Pilot mit nachgewiesenen Vorteilen kann man das Management und andere Abteilungen leichter vom flächendeckenden Ausbau überzeugen.
3. Interdisziplinäres Projektteam: Für die Implementation braucht es ein Team, das Vertreter aller relevanten Bereiche vereint – FM, IT, ggf. Marketing/PR (für Kommunikation an Nutzer), Arbeitssicherheit/Behindertenbeauftragte (für Barrierefreiheit), und natürlich die Projektleitung. Dieses Team sollte von Anfang an zusammenarbeiten, um sowohl technische als auch organisatorische Fragen zu klären. Beispielsweise müssen FM und IT gemeinsam entscheiden, wer die Datenhoheit hat und wie oft welche Daten synchronisiert werden; die Sicherheitsfachkraft prüft, ob die geplanten Routen mit Evakuierungskonzepten kollidieren; PR/Kommunikation entwickelt Schulungsmaterial oder Anleitungen für Nutzer. Ein starker Sponsor in der Führungsriege (z. B. der CIO oder FM-Leiter) ist hilfreich, um Priorität und Ressourcen für das Projekt zu sichern. In Krankenhäusern hat es sich etwa als förderlich erwiesen, auch medizinisches Personal (Ärzte/Pfleger) einzubinden, da diese wertvolle Hinweise geben konnten, welche Ziele am wichtigsten sind (z. B. Notaufnahme, Labore) und wo Patienten häufig falsch laufen.
4. Datenmanagement und -pflege etablieren: Noch bevor der Roll-out startet, sollte ein Konzept stehen, wie die Gebäudedaten aktuell gehalten werden. Etabliert werden müssen Prozesse wie: Wer meldet Änderungen an Räumen oder Wegen? Wer trägt neue Ziele (z. B. neue Büros, geänderte Sprechzeiten) ins System ein? Hier kann es sinnvoll sein, Verantwortlichkeiten pro Gebäude oder Bereich zu definieren (z. B. jeder Gebäudemanager pflegt „seine“ POIs). Schulungen im Umgang mit dem Karten-CMS sind nötig. Zudem sollten Änderungsmitteilungen (z. B. wenn eine Abteilung umzieht) standardmäßig auch die Navigations-App berücksichtigen – etwa indem FM bei Umzugsplanung einen Task „Update Wayfinding-App“ einbaut. Dieser Prozess muss in den Alltag integriert werden, damit die App langfristig nützlich bleibt. Best Practice aus einer Fallstudie: An der Karlstad University (Schweden) wurde ein „Map Champion“-Netzwerk eingerichtet – freiwillige Mitarbeiter aus verschiedenen Instituten meldeten als Ansprechpartner dem FM-Team fehlerhafte Angaben oder Verbesserungswünsche zur Karte, was die zentrale Pflege erleichterte.
5. Kommunikation und Schulung: Die Einführung sollte von einer guten Kommunikationsstrategie begleitet werden. Intern müssen Mitarbeiter über Nutzen und Gebrauch der App informiert und gegebenenfalls geschult werden. Gerade ältere Belegschaften könnten Vorbehalte oder Berührungsängste haben – hier helfen Workshops oder Videos, die die einfache Handhabung demonstrieren. Extern (für Besucher/Kunden) empfiehlt sich z. B. Beschilderung am Eingang: „Nutzen Sie unseren digitalen Wegweiser – einfach QR-Code scannen“ oder ähnliches. In Krankenhäusern wurden Infoflyer mit der Terminpost verschickt, die Patienten vorab erklärten, wie sie die Navi-App herunterladen und nutzen. Diese vorbereitenden Maßnahmen erhöhen die Adoptionsrate erheblich. Wichtig ist auch das Change Management: Die Umstellung von jahrelanger analoger Orientierung auf digital kann initial Verunsicherung bringen („Wird jetzt die Beschilderung abgeschafft?“). Hier sollte betont werden, dass die App eine Ergänzung ist. Positives Narrativ: „Ihr Smartphone wird zum persönlichen Wegbegleiter im Gebäude“. Erfolgsgeschichten (etwa aus Pilotanwendern) können geteilt werden, um Begeisterung zu wecken. In der Phase kurz nach Roll-out sollte man Support anbieten – z. B. Helfer vor Ort, die fragen können, ob jemand Hilfe mit der App braucht, oder eine Hotline. Diese Anfangsbetreuung beschleunigt die Akzeptanzkurve.
6. Stufenweiser Roll-out und Übergangsphase: Bei großen Arealen ist es sinnvoll, schrittweise auszurollen – z. B. erst Hauptgebäude, dann Nebengebäude – und aus jeder Phase zu lernen. Während der Einführungszeit müssen analoges und digitales Leitsystem koexistieren. Es sollte vermieden werden, voreilig klassische Schilder abzubauen; vielmehr kann man nach und nach statische Tafeln durch digitale Kiosks ersetzen, wenn sich gezeigt hat, dass die App zuverlässig funktioniert. Eine Übergangsphase, in der man beide Systeme parallel hat, ist üblich. Während dieser Phase können Nutzerrückmeldungen gesammelt werden: Finden alle die App nützlich? Gibt es bestimmte Ziele, die oft gesucht aber schwer gefunden werden? Diese Insights kann man nutzen, um Feinjustierungen vorzunehmen (z. B. bessere Benennung einiger POIs, zusätzliche Zwischenschritte in der Routenbeschreibung etc.). Erst wenn die digitale Lösung nachweislich flächendeckend angenommen wird, kann man überlegen, analoge Elemente zu reduzieren (und selbst dann sollten grundlegende Beschilderungen immer bleiben, schon aus Redundanzgründen).
7. Verankerung in bestehenden FM-Prozessen: Sobald der Betrieb läuft, gilt es, das System im Tagesgeschäft des FM einzubetten. Beispielsweise: Die App liefert wertvolle Daten (wie Nutzungsstatistiken der Wege). Diese könnten in regelmäßigen FM-Meetings diskutiert werden – etwa, wenn Heatmaps zeigen, dass ein bestimmter Nebeneingang kaum genutzt wird, könnte man Öffnungszeiten anpassen oder den Eingang besser beschildern. Oder wenn viele Anfragen auf der App einen bestimmten nicht vorhandenen POI suchen (z. B. „Geldautomat“), dann weiß man, dass hier Bedarf ist. Das Navi-System wird so zu einer Entscheidungsunterstützung für FM. Weiterhin sollte man die Verbindung zu Wartungs- und Serviceprozessen optimieren: Etwa kann der Helpdesk beim Störungsanruf einem Techniker nicht nur sagen „Gehen Sie zu Raum 2.123“, sondern direkt einen Navi-Link schicken, der dort hinführt – das spart Zeit. Dazu müssen die Prozesse abgestimmt sein und eventuell technische Integrationen gebaut werden (z. B. E-Mail mit deeplink generieren). Einige Organisationen integrieren die Wegeführung auch in ihre Notfallprozesse: Etwa kann die Leitwarte im Alarmfall eine Nachricht an alle App-Nutzer senden mit einer Anweisung oder die App so schalten, dass überall Notausgänge angezeigt werden. Solche speziellen Prozesse sollten in Übungen getestet und dokumentiert sein. Auch Schulungen neuer Mitarbeiter sollten einen Abschnitt zur Navigationsapp enthalten (damit gleich alle davon wissen).
8. Evaluation und kontinuierliche Verbesserung: Nach dem Go-Live sollte regelmäßig evaluiert werden, ob die Ziele erreicht wurden. Kennzahlen wie die Anzahl der aktiven Nutzer, meistgesuchte Ziele, Feedback-Kommentare etc. geben Aufschluss. Viele Anbieter liefern ein Dashboard, wo man z. B. sehen kann, welche Suchen häufig erfolglos sind – das deutet auf fehlende POIs hin, die man ergänzen sollte. Es bietet sich an, nach einigen Monaten eine Nutzerbefragung durchzuführen: „Wie zufrieden sind Sie mit der Navigationsapp? Was könnte verbessert werden?“. Dieses Feedback ist Gold wert für die Weiterentwicklung. Oftmals lassen sich kleinere Verbesserungen durch Konfigurationsänderungen erreichen. Größere Wünsche (z. B. AR-Unterstützung, zusätzliche Sprachen) können in die Roadmap aufgenommen und ggf. mit dem Anbieter diskutiert werden. In einem iterativen Prozess nähert man sich so einem optimierten System. Einige Pioniere haben einen ständigen User Group-Austausch mit dem Anbieter etabliert, um zukünftige Features mitzugestalten. Für das FM bietet es sich auch an, die Ergebnisse intern sichtbar zu machen, um Rückhalt zu festigen – z. B. jährlicher Bericht: „Die Navi-App wurde im letzten Jahr 50.000 Mal genutzt, wir haben 95 % positive Rückmeldungen, und wir konnten den Beschilderungsaufwand um 20 % reduzieren“. Solche Erfolge helfen, das Projekt nachhaltig zu sichern.
9. Transformationsmodelle berücksichtigen: Nicht zuletzt sollte man das Projekt im Rahmen der digitalen Transformation des Facility Managements sehen. Viele Unternehmen und Institutionen haben einen Digitalisierungsfahrplan, in dem Themen wie Smart Building, IoT, Digital Twin, BIM-Management etc. verankert sind. Die Einführung einer Wegeführungs-App kann als ein Baustein darin positioniert werden – etwa als Quick Win für Smart Workplace Initiativen. Entsprechend kann man Change-Management-Modelle (Kotter oder ADKAR) anwenden: Dringlichkeit kommunizieren (Probleme mit alter Beschilderung), Vision entwickeln („nahtlose Orientierung für alle“), kurzfristige Erfolge feiern (Pilot gut gelaufen) und den Wandel in der Kultur verankern („digitale Hilfsmittel werden im Alltag genutzt“). Facility Manager sollten hier mit der Unternehmensleitung zusammenspielen, damit ausreichend Ressourcen und Zeit für die Transformation eingeplant werden. Es hat sich gezeigt, dass Projekte dieser Art oft interdisziplinäre Lernprozesse anstoßen – man lernt, Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, man stärkt die Kooperation von FM und IT, man rückt den Nutzer stärker in den Fokus. All dies sind positive Nebeneffekte, die über das eigentliche Projekt hinausweisen.